Welttag des Buches - Full House im Ulrike Helmer Verlag

Rund dreißig Gäste folgten letzten Sonntag unserer Einladung, um in den Verlagsräumen mehr über die Entstehung von Büchern zu erfahren und an der Lesung von Autorin Mirjam Müntefering teilzunehmen.

Münteferings Roman »Anders geht immer« handelt von der 70-jährigen Charlotte, die eigentlich einen ruhigen Lebensabend verbringen möchte, aber plötzlich ihrer 17-jährigen Großnichte Lotta Unterkunft bieten muss. Der quirlige Teenager erweist sich als Nervenprobe. Die von Mirjam Müntefering anschaulich vorgetragenen Annäherungen von Großtante und Nichte sorgten für fröhliches Lachen und ein begeistertes Publikum.

»Anders geht immer« – der Titel könnte auch Motto unseres unabhängigen Verlagshauses sein, das lange in Frankfurt beheimatet war. Wir begannen vor dreißig Jahren mit wissenschaftlichen Publikationen zum Thema Frauenforschung und Geschlechtertheorie. Mittlerweise veröffentlicht der Verlag auch Romane, Krimis und Sachbücher. Was letztlich alle unsere Bücher beseelt, ist der Wunsch nach Geschlechterdemokratie und vielfältigen Lebensweisen.

Im Anschluss an die Lesung erläuterte Ulrike Helmer, welchen wichtigen Beitrag Verlage zur Entstehung und Vermarktung von Büchern leisten. Als Kernaussage wählte sie ein Zitat des französischen Autors Mathias Énard: "Auf den ersten Blick könnte man meinen, ein Autor schreibe Bücher. Er schreibt aber bestenfalls Texte. Zwischen dem Text, den ich schreibe, und dem Buch, das Sie in den Händen halten, liegt eine kleine Welt" - die des Verlags.

Denn nach dem Schlusspunkt beginnt dessen intensive Arbeit: Das Manuskript wird begutachtet und vom Lektorat inhaltlich und stilistisch bearbeitet, das Korrektorat entfernt Rechtschreib- und Grammatikfehler. Schon Monate bevor das Buch gedruckt ist, bringt es die Presse- und Vertriebsabteilung ins Gespräch und stellt es im Buchhandel vor. Und welche Rolle spielen Amazon und das Internet beim Verkauf?, kam die Frage aus dem Publikum. Eine große. Wir freuen uns über jedes Buch, das der stationäre Buchhandel verkauft, allerdings bedeutet Vertrieb grundsätzlich: Alles, was dem Absatz dient! Weiter ging es um die Veränderung in der Branche durch den digitalen Wandel, Rabattierungen und Zukunftsprognosen in Zeiten des Selfpublishing, das die Daseinsberechtigung von Verlagen in Zweifel zieht. Was Verlage leisten, muss daher öffentlich diskutiert und beantwortet werden – eine Herausforderung, der wir uns im Rahmen dieses spannenden Sonntagnachmittags am Sulzbacher Sonnenhof gerne stellten.

Die Aktion #verlagebesuchen wurde vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiiert. Es nahmen bundesweit ca. 100 Verlage teil.