Martina-Marie Liertz: Julipläne

Paperback | 120 Seiten | ISBN 978-3-89741-430-3

 

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Inhalt

 Die Nummer 98 hatte eine Haustür in verblichenem, staubigem Rot, das mir sehr gefiel. Ein altes Rot, mit Rheuma in den Knochen, aber rüstig und munter …

 

Deborah Gronwald reist in die Toskana, wo ihre Freundin Louise eine Villa besitzt. Doch der Urlaub wandelt schnell sein Gesicht, denn Louise hat sich einen Lover zugelegt – der seine attraktive Cousine Arianna vermisst. Deborah sieht ein Foto der jungen Architektin und erliegt ihr beim ersten Blick. Eine turbulente Jagd durch italienische Gassen beginnt.

 

»Sehr unterhaltsam, originell und witzig — ein Buch zum Wegfressen!« Antje Wagner

 

Gelesen werden kann »Julipläne« als eigenständige Geschichte oder auch als Fortsetzung von »Januarrot«.

Leseprobe

Wieder schlich ich um die Via del Carme herum, postierte mich in Toreinfahrten und an Hauseingängen, suchte die Gesichter der Frauen ab, die vorbeigingen. Und plötzlich hatte ich Angst, ich könnte ihr tatsächlich begegnen. Der wirklichen Arianna, der Fremden …

Via del Fosso, Grabengasse. Ich machte ein paar Fotos von Blumenkisten und grünen Fensterläden. Die Nummer 98 hatte eine Haustür in verblichenem, staubigem Rot, das mir sehr gefiel. Ein altes Rot, mit Rheuma in den Knochen, aber rüstig und munter. Ein Rot wie aus einem Renaissancebild. Wie das Mieder irgendeiner Herzogin. Ich lehnte mich an ein Mäuerchen, summte zufrieden vor mich hin und machte ein Foto vom Mieder der Herzogin. Imaginierte es über meinem Schreibtisch, mir mein kaltes, zynisches Herz zu wärmen an frostigen Wintertagen. Ich verriegelte den Kameraverschluss, damit ich nicht aus lauter Schusseligkeit dauernd meine eigene Tasche von innen fotografierte, und sah auf.

Arianna!

Ich wollte rufen, schnappte nach Luft.

Sah noch mal hin, weil ich mich sicher getäuscht hatte. Sah den schnellen, energischen Gang, sah, wie sie die lyrische Haarsträhne hinter das linke Ohr schob, den Kopf leicht gesenkt wegen der Sonne. Sie verschwand in Nummer 98. Ich warf mir die Tasche über die Schulter, die Haustür war halb offengeblieben, ich rannte über die Straße, stürzte in den dunklen Hausflur, vergaß, dass ich die Sonnenbrille noch aufhatte, sah die Treppe nicht, die nach unten führte, trat ins Leere und stürzte kopfüber ins Dunkel. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen, von dem ich nur wahrnahm, dass es aus meinem Kopf kam, als er auf Steinboden aufschlug, verlor ich das Bewusstsein. (…)

 

Sie tippte sich gegen die Stirn. »Cervello?«

»Gehirn!«, sagte ich.

»Ah, sei tedesca. Gechirnn. Gechirnn…« Sie machte eine Bewegung, als ob sie einen Drink mixte. »Agitato. Confusione.«

»Gehirnerschütterung!«, sagte ich.

»Gechirnnershützerung!«, wiederholte sie spitzmäulig. Ich liebte sie für jeden einzelnen Buchstaben.